150 Jahre Fremdbestimmung sind genug.
Die Veranstaltungsreihe „Weg mit §218 – 150 Jahre Fremdbestimmung sind genug!“ fand zwischen 15.05.2021, dem 150. Jahrestag der Einführung des Paragraphs ins Strafgesetzbuch, und dem Safe Abortion Day am 28.09.2021 statt. Die Reihe umfasste insgesamt 8 Veranstaltungen.
Ihr könnt alle Veranstaltungen hier gesammelt nochmal ansehen. Links zu den einzelnen Beiträgen findet ihr weiter unten auf dieser Seite.
Kundgebung „Weg mit §218 – 150 Jahre Fremdbestimmung sind genug!“ zum 150. Jahrestag der Einführung des §218
Auftaktveranstaltung
„Warum Frauen seit 150 Jahren Widerstand leisten“ – Kleine Einführung mit Fragerunde.
Die Aufzeichnung des ersten Vortrags am 06.06.2021 um 20 Uhr findet ihr hier.
„Mein Bauch gehört mir“ – Brigitte Kiechle über die Geschichte der Pro-Choice-Bewegung – Gespräch mit Fragerunde.
Die Aufzeichnung der zweiten Veranstaltung findet ihr hier.
In Form eines Gespräches mit dem Feministischen Bündnis Heidelberg wird Brigitte Kiechle über die Geschichte der Pro-Choice Bewegung berichten. Hierbei werden einerseits ihre persönlichen Erfahrungen als langjährige feministische Aktivistin Gehör finden und andererseits die Kämpfe der Frauen von damals mit den Kämpfen der Frauen von heute einen Abgleich finden.
Brigitte Kiechle ist Rechtsanwältin und lebt und arbeitet in Karlsruhe. Seit vielen Jahren ist sie in der feministischen und linkssozialistischen Bewegung aktiv, unter anderem als Erstunterzeichnerin des Aufrufs zum Frauenstreik 8.3.1994 in der BRD. Sie veröffentlichte zahlreiche Werke zu frauenpolitischen und internationalen Themen in Form von Artikeln, Buchbeiträgen und Büchern, dabei u. a. „Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung“ – zur aktuellen Auseinandersetzung um den § 218.
Zusätzlich zeigen wir in Kooperation mit dem Karlstorkino zwei Filme zum Thema Schwangerschaftsabbruch mit anschießendem Kurzvortrag und Diskussionsrunde.
Der Lange Arm der Kaiserin – Ein Film von Susanne Riegler
Frauen waren schon immer mit der Situation konfrontiert, dass zumindest eine ihrer Schwangerschaften ungewollt war und sie diese beenden wollten. Die Entscheidung für einen Abbruch fiel und fällt meist aus Sorge, dass sie, bzw. das Paar sich nicht ausreichend um dieses oder bereits vorhandene Kinder kümmern konnten.
Auf dieses fundamentale Bedürfnis von Frauen, selbst zu bestimmen wieviele Kinder sie wann gebären möchte, haben Staaten sehr unterschiedlich reagiert. Aus dem Bemühen heraus, möglichst viele Untertanen zu haben, wurden Frauen meist mit den unterschiedlichsten Massnahmen gezwungen, alle Schwangerschaften auszutragen. Und zwar unabhängig davon, ob sie sich zum Austragen der Schwangerschaft und dem Erziehen des Kindes in der Lage sahen. Aus diesem Gegensatz zwischen den Bedürfnissen von Frauen und der autoritären Machtdemonstration von Staaten ergaben sich unvorstellbar tragische Szenarien und oft genug auch tödliche Folgen für die betroffenen Frauen.
Der Film ist deshalb so wichtig, weil wir eine gewisse Kenntnis der Vergangenheit benötigen, um die Gegenwart und die aktuellen Diskussionen zu verstehen, und um daraus eine Zukunft zu planen, in der Sexualität als Ausdruck von gegenseitiger Liebe und Zuneigung verstanden wird und in der jedes geborene Kind sich als gewollt, angenommen fühlen kann.
Mehr Informationen unter http://www.derlangearmderkaiserin.at/
Never Rarely Sometimes Always – Ein Film von Eliza Hittman
Niemals Selten Manchmal Immer (Originaltitel: Never Rarely Sometimes Always) ist ein Filmdrama von Eliza Hittman, das im Januar 2020 beim Sundance Film Festival seine Premiere feierte und ab 25. Februar 2020 im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin gezeigt wurde. Im Film wird die 17-jährige Autumn schwanger. Weil das Gesetz über die Einwilligung der Eltern sie hindert, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, reist sie gemeinsam mit ihrer Cousine Skylar von ihrer kleinen Stadt in Pennsylvania nach New York, um dort unbürokratische Hilfe zu finden.
Der Kulturkampf der Anti-Choice-Bewegung. Eine Analyse der selbsternannten „Lebensschutz“-Bewegung, sowie ihrer Ideologie und Methoden
In der nächsten Veranstaltung am 08.08.21 um 20 Uhr berichtet Lina Dahm, Aktivistin und freie Journalistin, von der „Lebensschutzbewegung“. Die Aufzeichnung des Vortrags findet ihr hier.
Radikale Abtreibungsgegner*innen wie „pro femina“, die „Aktion Lebensrecht für Alle“ oder „Sundays for Life“ arbeiten mit vielfältigen Methoden und bisweilen bestens vernetzt an ihrem Ziel Schwangerschaftsabbrüche zu verunmöglichen. Ihr Kampf gegen Abtreibung beinhaltet dabei gleichzeitig eine umfassende Kritik an der heutigen Gesellschaft, die aus ihrer Sicht im Untergang begriffen ist.
Der Vortrag richtet sich an alle, die sich einen Überblick über die derzeitige Situation ungewollt Schwangerer in Deutschland verschaffen möchten. Er analysiert zudem den von der Anti-Choice-Bewegung geführten Kulturkampf, die dahinterstehenden Ideologien und widmet sich relevanten Gruppierungen sowie ihren Netzwerken.
Lina Dahm ist Aktivistin und freie Journalistin aus München. Sie beschäftigt sich seit 2017 mit Antifeminismus und schwerpunktmäßig mit der selbsternannten „Lebensschutz“-Bewegung.
Erfahrungen einer Ärztin – Interview mit Kristina Hänel
Am 30.08. begrüßen wir Kristina Hänel zum Interview. Wir sprechen mit ihr darüber, wie sie von einer Ärztin, die Schwangerschaftsabbrüche durchführt und darüber informiert, zu einer Symbolfigur der reproduktiven Selbstbestimmung wurde. Wir werfen einen Blick auf die aktuelle rechtliche Lage in Deutschland und wie diese Ärzt*innen und vor allem Frauen benachteiligt, wie die Ausbildung von jungen Mediziner*innen in diesem Bereich gerade aussieht und was wir alle tun können, um die Situation zu verbessern!
Das Interview findet wie üblich als YouTube Livestream statt: https://youtu.be/JCYBjYLgBKM
Im letzten Vortrag gibt Sarah Diehl einen internationalen Ausblick auf die Stigmatisierung und Hindernisse in der Frauengesundheit mit einem Fokus auf Schwangerschaftsabbrüche.
Aufzeichnung unter https://youtu.be/OOn_V6w4LXo.
In den meisten Ländern sind Schwangerschaftsabbrüche immer noch illegal oder aufgrund ihrer Stigmatisierung nicht zugänglich. Weltweit sterben etwa 48.000 Frauen aufgrund dieser Illegalisierung, etwa 5 Mio. tragen schwerwiegende Gesundheitsschäden davon. Weltweit versuchen Konservative mit der Fokussierung auf den Embryo die Lebensrealität und die Bedürfnisse von Frauen unsichtbar zu machen. Das Mutterideal wird benutzt, damit Frauen weiterhin Fürsorgearbeit unbezahlt und unsichtbar in der Gesellschaft leisten. Der Vortrag gibt einen Überblick über Gesetze und Bewegungen, die Frauen davon abhalten ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, aber auch über die Frauensolidarität und Selbstorganisation wie Ciocia Basia oder Women on Waves, die es Frauen weltweit ermöglicht trotz Illegalität einen sicheren Zugang dazu zu bekommen.
Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet eine Kundgebung zum Safe Abortion Day am 28.09.21.