Kategorie: Invisible Women

Vortrag: Männlichkeit in Bewegung

Ein Vortrag organisiert und finanziert von der Fachschaft Soziologie Heidelberg.

Männlichkeit in Bewegung. Rechter Terror und seine Misogynie
Wenn es um öffentliche Deutungen von aktuellen Attentaten geht, fällt eine massive Leerstelle auf: Die Benennung des Geschlechts der Täter und eine Debatte darüber, was es mit der größer werdenden autoritären Bewegung zu tun hat. Dabei wird beim Hinschauen schnell klar, dass es sich bei nahezu allen Tätern um Männer handelt und dass die Bewegung, aus der sie hervorgehen, eindeutig männerdominiert ist. Anders formuliert, ist das Geschlecht des rechten Terrors männlich und auch insgesamt ist die rechte, verschwörungsideologische Bewegung männlich dominiert. Da es sich dabei nicht um einen Zufall handelt, gilt es sich mit den bewussten und unbewussten Anteilen aktueller, neopatriarchaler Diskurse auseinanderzusetzen und diese auf die Hervorbringung eines Ideals soldatischer Männlichkeit hin zu untersuchen, an dem sich auch Frauen orientieren können. Die zu großen Teilen unbewusste Selbstverständlichkeit einer Höherwertigkeit von weißer Männlichkeit wird innerhalb eines identitären Kampfes gegen Gleichberechtigung und Anerkennung von Differenz geführt. Im Vortrag wird es um eine Analyse der misogynen, trans- und homophoben Ideologien der Rechtsautoritären gehen. Analog wie digital wird durch sie ein traditionelles Familienarrangement propagiert, dass in der westlichen Welt längst durch neopatriarchale Widersprüche dialektischen Auflösungstendenzen unterworfen ist. Insofern ist die neurechte Vorstellung der Vater-Mutter-Kind-Triade ebenso ein antimoderner Reflex und deutet auf eine Sehnsucht nach autoritär-faschistischen Strukturen hin. Ziel des Vortrags ist die theoretische Verbindung zwischen neopatriarchaler Subjektivierung und dem Erstarken der rechten Autoritären in der westlichen Welt.

Wo sind die Forscherinnen, Denkerinnen, Frauen?

Repräsentation ist wichtig. Frauen in Führungspositionen sollen eine Vorbildfunktion für die nächste Generation erfüllen, Statuen und Denkmäler sollen im öffentlichen Raum beispielsweise an die Errungenschaften bestimmter Personen oder Gruppierungen erinnern und Menschen inspirieren. Deshalb finden wir es traurig bis verwerflich, dass in einer scheinbar aufgeschlossenen und modernen Wissenschaftsstadt wie Heidelberg kaum weibliche Statuen oder Denkmäler zu finden sind, die die Rolle von Frauen in der Geschichte darstellen. Männliche Vertreter wie Bismarck, die rückblickend eher eine zweifelhafte Position einnehmen, sind jedoch zahlreich vertreten.

Tatsächlich gibt es nicht eine reale weibliche Person, der in Heidelberg ein Denkmal gesetzt wurde.

(Liste der Denkmäler und Statuen in Heidelberg)

Sabine, eine fiktive Inline-Skaterin im Neuenheimer Feld ist die einzige weibliche Statue, die keine Göttin (Minerva) oder die angebliche Gottesmutter selbst (Madonna) ist. Selbst für viele fiktive Statuen, wie den Dienstmann Muck am Hauptbahnhof oder den Zeitungsleser in der Hauptstraße wurden männliche Personen gewählt. Und auch Sabine hat am Sportinstitut ein männliches Pendant. Dass dieses Ungleichgewicht bisher nicht aufgehoben wurde, ist bezeichnend für die Rolle, die Frauen in der Gesellschaft heute immer noch zugedacht wird und dass ihr (historischer) Beitrag außerhalb der Mutterschaft im öffentlichen Raum unsichtbar gemacht wird.

Wir haben deshalb einige Vorschläge für die Stadt vorbereitet.

Dies ist übrigens nicht die einzige Art und Weise, wie Frauen im Stadtbild unsichtbar gemacht werden. So werden beispielsweise öffentliche Verkehrsmittel in vielen Städten noch nach dem traditionellen Bild des arbeitenden Manns, der in die Fabrik außerhalb fahren muss, geplant. Die komplexeren Bewegungsmuster von Frauen, die viel der unbezahlten Care-Arbeit wie Einkaufen oder Kinder zur Schule oder zu Freizeitaktivitäten bringen, werden weniger berücksichtigt. Zudem könnten durch stadtplanerische Maßnahmen vulnerable Personengruppen wie Frauen besser vor Übergriffen geschützt werden.